Sandro Botticelli Primavera
1482/1487, Uffizien
Werke von u.a. Sigismondo d'India, Luzzasco Luzzaschi und Claudio Monteverdi
Erika Tandiono & Cornelia Fahrion // Sopran
Sich ins Grüne flüchten, den Alltag vergessen, alle Pflichten, Sorgen und gesellschaftlichen Zwänge hinter sich lassen… In der Kultur des italienischen Frühbarock hat der Wunsch, aus der erdrückenden Zivilisation zu entfliehen, einen Namen: Arkadien, das Land der Schäfer*innen, des ewigen Frühlings, der Liebe und der Dichtung, in dem der Mensch mit Natur und mythischen Wesen im Einklang lebt. Die Utopie von Arkadien, die Idee einer symbolischen, aus Raum und Zeit gefallenen Ideallandschaft, bietet Anlass gesellschaftliche Normen zu hinterfragen, die Gedanken um Mögliches, aber auch Unmögliches kreisen zu lassen.
Ferrara 1580: Ganz im Sinne der Renaissance als Wiedergeburt der antiken Kultur wurden Autoren der Antike, die das Bild des paradiesischen Arkadien nachhaltig geprägt hatten, nun wieder gelesen und studiert. Mit der Entdeckung der Werke Theokrits und Vergils gewann auch die Idee Arkadiens im Italien der frühen Neuzeit wieder an Bedeutung und den Figuren bukolischer Dichtung wie Tirsi, Mopso, Fili und Amarilli wurde neues Leben eingehaucht.
Als einer der prominentesten Vertreter italienischer Hirtendichtung träumt Torquato Tasso, heute vor allem durch Goethes gleichnamiges Drama bekannt, in seinem Schäferspiel „Aminta“ 1573 von freier Liebe und schamloser Lust fernab gesellschaftlicher Konventionen, fernab von Fragen des Standes und Geschlechts: Eine quasi queere Utopie wie sie schon bei Vergil zu finden ist – erlaubt sei was gefällt… doch Arkadien, so antwortete Battista Guarini 1580 mit dem Theaterstück „Il pastor fido“, der “treue Schäfer“, bleibt ein Traum. Selbst in scheinbarer Unschuld und Natürlichkeit lauert die Sünde. So sehr man auch von Arkadien träumen mochte, das Paradies war seit längst vergangenen Zeiten verloren.
Das Programm Ricreatione d’Arcadia lässt diese Utopie mit Vertonungen u.a. der Texte Torquato Tassos und Battista Guarinis aus deren näheren Umfeld am Hof von Alfonso II d’Este in Ferrara wieder zu Klang werden.
Programm
Girolamo Frescobaldi
Capriccio pastorale (1637)
Claudio Monteverdi
Dialogo: Bel pastor dal cui bel gardo (1651)
Io son pur vezzosetta pastorella (1619)
Sigismondo d’India
Cruda Amarilli (1609)
Luzzasco Luzzaschi
Cor mio, deh non languire (1601)
Alessandro Piccinini
Toccata VI (1624)
Sigismondo d’India
La mia Filli crudel (1615)
Luzzasco Luzzaschi
Io mio son giovinetta (1601)
Sigismondo d’India
Dialogo della rosa. Mopso & Tirsi (1609)
Luca Marenzio
Tirsi morir volea
Sigismondo d’India
Argo non Mai (1615)
Sigismondo d’India
O Primavera (1609)
Girolamo Kapsberger
Bergamasca (1640)
Claudio Monteverdi
Zefiro torna (1632)
Sigismondo d'India
O Primavera (1609)
Erika Tandiono // Sopran
Bernhard Reichel // Chitarrone