DIE GÖTTLICHEN
Michelangelo Buonarroti und Pietro Aretino
Musik der italienischen Renaissance
2. September 2023 19 Uhr | St. Remberti Kirche Bremen ->TICKETS
3. September 2023 18 Uhr | Dreifaltigkeitskirche Oldenburg ->TICKETS
Die Göttlichen - Michelangelo Buonarroti und Pietro Aretino
Musik von u.a. Bartolomeo Tromboncino, Philippe Verdelot und Jakob Arcadelt
Bernhard Reichel | Laute
Julius Lorscheider | Cembalo
Michelangelo Buonarroti, der introvertiert– exzentrische Bildhauer und Maler, der in seiner Entsprechung des romantischen Künstlerideals bis heute nichts von seinem Ruhm eingebüßt hatte, und Pietro Aretino, der gefürchtetste Satiriker seiner Zeit, der gegenüber Klerus und Aristokratie kein Blatt vor den Mund nahm und zahlreiche pornographische Sonette veröffentlichte. Beide Künstler wurden zu ihrer Zeit dermaßen bewundert, dass man ihnen das Attribut „Il Divino“ (der Göttliche) zuteil werden ließ.
Was mit gegenseitiger Wertschätzung begann, endete in einem jahrelangen Streit, der seinen Höhepunkt erreichte, als der Dichter den Maler öffentlich der „sexuellen Unzucht“ beschuldigte. Die Schriften Aretinos, selbst ein bekennender „Sodomit seit der Geburt“, als auch Michelangelos Liebessonette an seinen Schüler Tommaso Cavalieri belegen einen andersartigen Umgang mit Homosexualität, lange bevor dieser Terminus entwickelt und der Mensch in seiner Sexualität kategorisiert wurde.
Im dritten Konzert des Zyklus führt das Ensemble „Musica getutscht“, neben Kompositionen nach Texten Michelangelos und Aretinos, auch bisher unvertonte Dichtungen der beiden Meister mit sogenannten „Modi di cantar sonetti“ auf; einer historischen Form der musikalischen Deklamation von Sonetten. In vielen musikalischen Publikationen der Renaissance befinden sich untextierte Noten mit dem Hinweis „Aria di sonetti“. Diese Modelle waren gedacht um ein jedes Sonett umgehend „singen“ zu können, als eine Art „musikalische Schablone“ zum deklamatorischen Vortrag von Lyrik.
Auf diesem Weg erzählt das Programm von den erstaunlichen Werken der beiden Künstler, von deren Streit und Zerwürfnis, als auch von einer gänzlich unterschiedlichen Art, über Religion und Sexualität zu denken.
Marc Mauillon singt sowohl Tenor- als auch Baritonpartien und war bereits als Papageno (Die Zauberflöte), Bobinet (La Vie parisienne), Mercure (Orphée aux enfers), Ehemann in Poulencs Les Mamelles de Tirésias, Momo in Luigi Rossis Orfeo, La Haine in Lullys Armide, Tisiphone in Rameaus Hippolyte et Aricie und Sorceress (Dido and Aeneas) sowie in den Titelpartien in Cavallis Egisto und Monteverdis L’Orfeo, als Pelléas (Pelléas et Mélisande), Adonis in John Blows Venus and Adonis und Pélée in Marais’ Alcione zu hören.
Auf dem Konzertpodium sang er französische Motetten von Charpentier, Lully, Rameau, Desmarest, Campra und Couperin, italienische Madrigale von Monteverdi und Gesualdo, weltliche Kantaten von Bach, Händel, Vivaldi, Telemann, Montéclair und Clérambault wie auch Musik des Mittelalters und der Renaissance.
Er arbeitete mit Dirigenten wie William Christie, Marc Minkowski, Raphaël Pichon, Christophe Rousset, Alain Altinoglu, Jordi Savall, Vincent Dumestre, Hervé Niquet, Emmanuelle Haïm, Laurent Campellone, Maxime Pascal und Geoffroy Jourdain sowie mit Regisseuren wie Lukas Hemleb, Deborah Warner, Benjamin Lazar, Robert Carsen und Jetske Mijnssen zusammen.
Gemeinsam mit Myriam Rignol, Thibaut Roussel und Marouan Mankar-Bennis nahm er eine CD mit Michel Lamberts Leçons de Ténèbres auf, die 2018 beim Label harmonia mundi erschien. Beim selben Label erschien 2020 ein Fauré-Album mit der Pianistin Anne Le Bozec.
In jüngerer Vergangenheit war Marc Mauillon als Cithéron in Rameaus Platée am Theater an der Wien, als Andrès/Cochenille/Pitichinaccio/Frantz (Les Contes d’Hoffmann) an der Opéra National de Bordeaux, in Rezitals mit Lea Desandre an der Opéra Comique und bei Konzerten anlässlich des 40. Jubiläums von Les Arts Florissants in London, Hamburg, Baden-Baden, Madrid und Paris zu hören.
Weitere Engagements umfassen Orfeo an der Königlichen Oper Kopenhagen, Pelée in Marais’ Alcione am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und zuletzt Pelléas an der Opéra National Montpellier.
Seit 2018 unterrichtet er Interpretation Alter Musik an der Pariser Sorbonne.
Programm
Marc’ Antonio Cavazzoni (1480 - 1559)
- Recercar
Bartolomeo Tromboncino (1470 - 1535)
- Ostinato vo’seguire
Bartolomeo Tromboncino (1470 - 1535)
- Zephiro spira (Francesco Petrarca)
Francesco Da Milano (1497 - 1543)
- Fantasia
„Modo di cantar sonetti“
- Da che concetto (Michelangelo)
Bartolomeo Tromboncino (1470 - 1535)
- Come haro donque (Michelangelo)
„Modo di cantar sonetti“
- D’altrui pietoso (Michelangelo)
Andrea Antico/B. Tromboncino
- Hor che’l ciel et la terra (Petrarca)
Jakob Arcadelt (1507 - 1568)
- Deh dimmi, Amor (Michelangelo)
- Io dico che fra (Michelangelo)
Bartolomeo Tromboncino (1470 - 1535)
- Queste lacrime (Baldassare Castiglione)
Andrea Antico/B. Tromboncino
- Che debbio fare (Petrarca)
„Modo di cantar sonetti“
- Fottiamci, anima mia (P. Aretino)
Phillipe Verdelot (1475 - 1552)
- Divini occhi sereni (P. Aretino)
Perino Fiorentino (1523 - 1552)
- Fantasia
„Modo di cantar sonetti“
- Quest’è pur un bel cazzo (P. Aretino)
Bartolomeo Tromboncino (1470 - 1535)
- A la guerra