Musik von u.a. Verdelot, Arcadelt, Tromboncino und Frescobaldi nach Texten von Petrarca, Michelangelo, Pietro Bembo und Machiavelli
Anne Richter // Sopran
Julius Lorscheider // Cembalo
Bernhard Reichel // Laute und Chitarrone
„...wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht Dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt.“ – Johannes von Salisbury
Am 6. April 1520 starb Raffael Sanzio, einer der bedeutendsten Maler der italienischen Renaissance, in einer Zeit, als der Humanismus in Rom blühte und der Vatikan so offen wie nie zuvor für das weltliche Gedankengut seiner Epoche war.
Als Giovanni di Medici 1514 zu Papst Leo X. ernannt wurde, versammelte er die bedeutendsten Künstler, Humanisten und Musiker Italiens um sich.
Raffael und Michelangelo entwarfen und gestalteten den Petersdom, Pietro Bembo und Baldassare Castiglione berieten den Papst in philosophisch–theologischen Fragen und die musica segreta, die private Kapelle des Papstes, galt als die Beste ihrer Zeit.
Neue Ideen und künstlerische Prinzipien entstanden durch den regen Austausch dieser geistig/ künstlerischen Elite. Die theoretischen und poetischen Arbeiten der Gelehrten spiegelten sich umgehend in den Werken der Künstler.
Anlässlich des 500. Todestag Raffaels wollen wir reflektieren, welchen Wert diese humanistischen Grundideen in der Musik heute noch besitzen.
Auch den Mensch stieß der Humanismus aus seiner vita contemplativa und verwandelte ihn in den homo faber – statt einem ausschließlich Gott gewidmetem Leben wird nun das von Menschenhand gefertigte bestaunt.
Mit dem Programm stellen wir uns und dem Publikum die Frage: Kann Musik noch ihre damalige Wirkung als regulierendes, reflektierendes, von schlechten Emotionen befreiendes Medium haben?