ATHANASIUS' WUNDERKAMMER
Mikrotonale Barockusik von Carlo Gesualdo bis Domenico Mazzocchi
28. OKTOBER 2023 19 UHR
ST. REMBERTI KIRCHE, Friedhofstr. 10 28213 Bremen
Eintritt 28€/15€ ermäßigt
29. OKTOBER 2023 17 UHR
ST. LAMBERTI KIRCHE, Markt 17, 26122 Oldenburg
Eintritt frei, Spenden erbeten!
ATHANASIUS' WUNDERKAMMER
Vieltönige Musik von Carlo Gesualdo bis Domenico Mazzocchi
Enharmonisches Gambencorsort
Christian Heim, Lea Rahel Bader, Marthe Perl,
Julia Vetö, Juliane Bruckmann
Julius Lorscheider | Cimbalo cromatico
Künstlerische Leitung
Bernhard Reichel | Chitarrone
Abbildung aus Athanasius Kirchers "Musurgia universalis" Rom 1650
„…so dass, wenn den Ohren ein ungewöhnlicher Wechsel zugemutet wird, es kaum sein kann,
dass das Herz bei einem solchen Tonartwechsel unberührt bleibt
und keine heftigen Affekte verspürt. „
Athanasius Kircher, 1650
„Die Idee des Universums im Kleinen nachzuvollziehen und sich damit selbst zu erkennen“ war der Leitgedanke von Athanasius Kirchers legendärer barocker Wunderkammer in Rom. Das weltberühmte „Museo Kircheriano“ beinhaltete, neben sich übergebenden Statuen, Flossen von Meerjungfrauen und antiker Funde, auch musikalische Exponate wie das Katzenklavier und zahlreiche Musikautomaten.
Athanasius Kircher, einer der berühmtesten Universalgelehrten und Drachenforscher seiner Zeit, veröffentlichte 1650 seine „Musurgia Universalis“, eine Abhandlung über das römische Musikleben voll musikalischer Diskussionen, Experimente und Kuriositäten. Auf der Suche nach den unglaublichen „Effetti meravigliosi“ antiker Musik, diskutierten Theoretiker und Komponisten über griechische Modi und entwickelten dabei eine „Vieltönigkeit“, die man heute gar „Mikrotonalität“ nennen würde.
In kurzer Zeit entstanden in Rom zahlreiche experimentelle Instrumente (Lauten mit drei Hälsen, Cembali mit unzähligen Tasten) und wundersame Kompositionen, die Kircher allesamt in seinem Kompendium untersuchte.
Das innovative Projekt des Ensembles „Musica getutscht“ erweckt die vieltönige Musik um Athanasius Kircher mit derselben Experimentierfreude wieder zu Leben.
Lassen sie sich von der Starsopranistin Hana Blazikova und vielen außergewöhnlichen Instrumenten für einen Abend in eine enharmonische Wunderkammer entführen!
Domenico Mazzocchi
La Madalena ricorre alle lagrime: Lagrime amare (1638)
Domenico Mazzocchi
Lamentum Matris Euryalis (1638)
Abbildung aus Athanasius Kirchers "Musurgia universalis" Rom 1650
Hana Blažíková
Hana Blažíková wurde in Prag geboren, wo sie Musikwissenschaft und Philosophie studierte, bevor sie im Jahr 2002 am Konservatorium ihr Abschlussdiplom in Gesang erlangte.
Die Sopranistin beschäftigt sich hauptsächlich mit der Interpretation von Musik des Barock, der Renaissance und des Mittelalters und ersang sich damit schnell einen ausgezeichneten Ruf als eine der besten Stimmen weltweit.
Sie arbeitet inzwischen regelmäßig mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Ton Koopman und Masaaki Suzuki, aber auch mit vielen anderen Ensembles und Orchestern von internationalem Rang, etwa dem Collegium Vocale Gent, Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, dem Bach Collegium Japan, Collegium 1704, Collegium Marianum, Musica Florea, Capella Regia und anderen. Auch im Bereich der modernen Symphonieorchester ist sie eine gefragte Solistin.
Daneben etablierte sie sich im Laufe der letzten Jahre auch im Opernbereich, bevorzugt für Aufführungen in historischer Aufführungspraxis. Hier wurden von Publikum und Kritik neben den stimmlich-musikalischen insbesondere auch stets ihre darstellerischen Fähigkeiten gelobt. So stand sie unter anderem als Susanna in Mozarts Le Nozze di Figaro und als Zerlina in Don Giovanni auf der Bühne. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt jedoch im Oratorien- und Konzertrepertoire vor allem des Barock und der Klassik.
Hana Blažíková trat auf den meisten der bekannten Festivals und Konzertbühnen in Europa, den USA, Kanada und Japan auf, wie dem Prager Frühling, Festival Oude Muziek Utrecht, Resonanzen in Wien, Tage Alter Musik in Regensburg, Festival de Sablé, Festival de La Chaise–Dieu, Festival de Saintes, MAfestival Brügge und vielen weiteren. Von ihren Qualitäten als Sängerin zeugen auch zahlreiche, vielfach mit Preisen ausgezeichnete CDs sowie diverse Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen.
Außerdem begeistert sich Hana Blažíková für mittelalterliche Musik, spielt gotische Harfe und konzertiert mit Mittelalter-Programmen als Sängerin mit eigener Harfenbegleitung.
Abbildung aus Athanasius Kirchers "Musurgia universalis" Rom 1650
Programm
Carlo Gesualdo (1566 - 1613)
Tu m’uccidi, o crudele
Domenico Mazzocchi (1592 - 1665)
Pian, piano
Domenico Mazzocchi
Oda, e stupisca il mondo
Gian Pietro del Buono (1610 - 1657)
Sonata VII
Domenico Mazzocchi
Chiudesti i lumi. Ruggiero à 5
Athanasius Kircher
Pro Instrumentis Automatis
Cherubino Waesich (1600 - 1650)
Canzona decimaquarta
Domenico Mazzocchi
Misura altri
Athanasius Kircher (1602 - 1680)
Chromatisches Tetraphonium
Domenico Mazzocchi
Lamentum Matris Euryali
Michelangelo Rossi (1601 - 1656)
Alma afflitta, che fai?
Domenico Mazzocchi
La Maddalena ricorre alle lagrime
Athanasius Kirchers Katzenklavier
Athanasius Kircher, Musurgia Universalis (Rom, 1650), Buch VI:
"Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde bekannten und begabten Schauspieler, um die Melancholie eines großen Fürsten zu vertreiben, ein anderes Instrument gebaut.
Er nahm dafür lebende Katzen, alle unterschiedlich groß, die er in eine für seine Aufgabe angefertigte Kiste so einschloss, dass er ihre Schwänze, die durch Öffnungen nach außen ragten, in bestimmte Kanäle einlegte und befestigte. Unter sie schob er Tasten, die mit allerfeinsten Stacheln anstelle von Hämmerchen versehen waren.
Die Katzen hatte er gemäß ihrer unterschiedlichen Größe in einer Tonleiter so aufgestellt, dass je eine Taste je einem Katzenschwanz zugeordnet war. Das zur Entspannung des Fürsten erbaute Instrument baute er so auf, dass es, wenn man es anschlug, eine Harmonie erzeugte, die auch Katzenstimmen wiedergeben konnten.
Wenn nämlich die Tasten durch die Finger des Instrumentenspielers niedergedrückt wurden und sie mit ihren Stacheln die Schwänze der Katzen stachen, gerieten diese in Wut und gaben mit jämmerlicher Stimme, indem sie bald tief, bald hoch sangen, die aus Katzenstimmen komponierte Melodie von sich, die die Menschen lachen machte und selbst Spitzmäuse zum Tanz hätte reizen können."